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Der Südkaukasus steht vor einem geopolitischen Umbruch: Ein neuer Wirtschafts-Korridor durch Armenien verbindet Aserbaidschan mit der Türkei – und schwächt den jahrzehntelangen Einfluss Russlands und Irans in der Region spürbar. Doch was bedeutet dieses Projekt für die Machtverhältnisse zwischen Ost und West?

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Antwort von ChatGPT

Was ist konkret geschehen?

Am 8. August 2025 unterzeichneten Armenien und Aserbaidschan ein historisches Friedensabkommen, das neben dem dauerhaften Ende des Konflikts um Bergkarabach auch den Bau eines neuen transnationalen Wirtschaftskorridors vorsieht: des sogenannten Zangezur-Korridors, heute unter dem Namen TRIPP (Trump Route for International Peace and Prosperity) bekannt. Der Vertrag wurde nicht in Moskau, sondern in Abu Dhabi vorbereitet und schließlich unter Vermittlung der USA abgeschlossen – ein symbolträchtiger Bruch mit der bisherigen Rolle Russlands als regionaler Friedensvermittler.

Der neue Korridor soll Aserbaidschans Exklave Nachitschewan über Armeniens Region Syunik mit dem aserbaidschanischen Festland verbinden – ohne Umweg über iranisches oder russisches Territorium. Geplant ist der Bau einer modernen Infrastrukturtrasse bestehend aus Eisenbahn, Straßen, Pipelines und Glasfaserverbindungen, die unter der juristischen Souveränität Armeniens steht. Das Abkommen sieht jedoch vor, dass US-amerikanische Unternehmen exklusive Rechte zur Entwicklung und zum Betrieb dieser Infrastruktur für einen Zeitraum von 99 Jahren erhalten.

Quelle: Financial Times über den Deal
Hintergrund: Wikipedia zum Abkommen

Der abnehmende Einfluss Russlands

Über Jahrzehnte galt Russland als dominierende Macht im Südkaukasus – sowohl als Vermittler im Armenien-Aserbaidschan-Konflikt als auch als Hauptakteur beim regionalen Transit. Doch diese Position ist ins Wanken geraten.

Während des Zweiten Karabachkriegs 2020 verlor Armenien große Gebiete an Aserbaidschan, darunter sieben umliegende Distrikte, die es seit den 1990er-Jahren kontrolliert hatte. Russland griff nicht ein, obwohl es in der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) Armeniens Schutz garantierte. Als Aserbaidschan im September 2023 auch den verbliebenen Teil von Bergkarabach zurückeroberte, floh fast die gesamte armenische Bevölkerung. Wieder blieb Russland passiv – ein Bruch, der in Armenien das Vertrauen in Moskau tief erschütterte.

Seitdem wendet sich Armenien zusehends vom Kreml ab und sucht neue Partnerschaften. Das Friedensabkommen mit Aserbaidschan, das unter westlicher Vermittlung ohne russische Beteiligung zustande kam, ist Ausdruck dieser Neuorientierung.

Hintergrund: Der Krieg um BergkarabachAnalyse: Le Monde über Russlands Schwäche

Der Wandel im armenisch-aserbaidschanischen Verhältnis

Noch vor wenigen Jahren galten Armenien und Aserbaidschan als erbitterte Feinde. Heute eint sie ein gemeinsames Interesse: wirtschaftliche Entwicklung, regionale Integration und strategische Unabhängigkeit. Der Korridor durch Syunik wird zur symbolischen Brücke zwischen beiden Staaten – und gleichzeitig zur geopolitischen Trennlinie gegenüber Russland und Iran.

Neuausrichtung Armeniens

Wer profitiert – und wer verliert

USA

Die USA sichern sich mit dem TRIPP-Korridor erstmals langfristigen Einfluss in einer Region, die bislang weitgehend russisch dominiert war. Mit den 99-jährigen Entwicklungsrechten für amerikanische Unternehmen kontrolliert Washington zentrale Transport-, Energie- und Dateninfrastruktur zwischen Europa und Asien. Gleichzeitig wird die amerikanische Präsenz im Kaspischen Raum gestärkt.

Türkei

Auch die Türkei gehört zu den Gewinnern. Der Korridor verbindet sie erstmals direkt über Aserbaidschan mit dem Kaspischen Meer und Zentralasien. Ankara sieht darin eine geopolitische Aufwertung seiner Rolle als Brücke zwischen Asien und Europa – und stärkt seine Partnerschaft mit den turksprachigen Staaten der Region.

Bericht: Türkei begrüßt Korridor

EU und Europa

Für Europa bietet sich eine alternative Ost-West-Route außerhalb russischer und iranischer Einflusszonen. Der Korridor ist kompatibel mit dem EU-Verkehrskorridor Europa–Kaukasus–Asien und könnte die Handelsbeziehungen mit Zentralasien sowie die Energieunabhängigkeit von Russland weiter stärken.

Iran

Der Iran sieht den Korridor mit wachsendem Misstrauen. Die neue Trasse umgeht iranisches Territorium vollständig – und droht, Teherans Rolle als regionaler Transitstaat massiv zu schwächen. Zwar hatte Teheran anfangs signalisiert, das Projekt zu tolerieren, doch inzwischen äußert der Iran offen Kritik und prüft Gegenmaßnahmen.

Russland

Russland verliert sowohl ökonomisch als auch geopolitisch an Boden. Der Zangezur-Korridor unterläuft das russische Transitmonopol im Südkaukasus. Zudem fehlt Moskau derzeit die politische und wirtschaftliche Handlungsfähigkeit, um das Projekt zu stoppen oder zu konkurrieren.

Kommentar: Chatham House zur Machtverschiebung

Herausforderungen bei der Umsetzung

Der Bau des Korridors ist kein einfaches Unterfangen. Die Syunik-Region liegt in einem schwer zugänglichen Gebirgsgebiet, das häufig von Erdrutschen und seismischer Aktivität betroffen ist. Umfassende Investitionen in Tunnel, Brücken, Lawinenschutz und Elektrifizierung sind erforderlich, um die geplante Infrastruktur zu realisieren. Allein der Ausbau der Bahntrasse könnte bis zu 2 Milliarden US-Dollar kosten – eine Zahl, die zwar nicht offiziell bestätigt ist, aber in Expertenschätzungen kursiert.

Auch politisch bleibt das Projekt sensibel. Das Verhältnis zwischen Armenien und Aserbaidschan ist zwar formal befriedet, doch das Misstrauen sitzt tief. Die Umsetzung erfordert nicht nur technische Expertise, sondern auch Sicherheitsgarantien und ein belastbares internationales Monitoring. Zudem ist offen, wie Russland und Iran künftig auf die Veränderungen reagieren werden – eine Blockade, etwa durch Grenzschließungen oder gezielte Destabilisierung, ist nicht auszuschließen.

Hintergrund: Geopolitical Monitor zum Korridor

Geopolitische Relevanz

Auch wenn der geplante Zangezur-Korridor derzeit vor allem geopolitisch Schlagzeilen macht, stellt sich die Frage nach seiner tatsächlichen wirtschaftlichen Bedeutung für Europa und Asien. Kurzfristig bleibt diese noch begrenzt, doch mittel- bis langfristig könnte der Korridor ein strategisch wichtiges Puzzlestück in einer wachsenden Diversifizierung internationaler Handelsrouten werden.

Traditionell verlaufen die größten Warenströme zwischen Asien und Europa über den Seeweg durch den Suezkanal sowie über die russische Nordroute mit der Eisenbahn. Letztere ist durch den Krieg in der Ukraine, westliche Sanktionen und politische Unsicherheiten jedoch erheblich unter Druck geraten. Im Gegenzug wächst das Interesse an einer sogenannten mittleren Transitroute, die über Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei nach Europa führt – der sogenannte Middle Corridor.

Der Zangezur-Korridor könnte diese mittlere Route sinnvoll ergänzen, indem er Transitzeiten verkürzt, logistische Engpässe umgeht und neue Anbindungsmöglichkeiten schafft. Voraussetzung dafür sind allerdings erhebliche Investitionen in Infrastruktur, effiziente Grenzabfertigungen und eine reibungslose Verknüpfung mit bestehenden Handelsnetzen – insbesondere in Georgien und der Türkei.

Zahlen zeigen, dass diese alternative Route zwar wächst, aber noch in den Kinderschuhen steckt: 2022 machten alle über den Middle Corridor transportierten Güter weniger als 5 Prozent des Handelsvolumens über Russland aus. Doch geopolitische Krisen, etwa in der Ukraine oder im Schwarzen Meer, erhöhen die strategische Attraktivität solcher Umgehungsrouten.

Für die EU bedeutet der Korridor eine potenzielle Stärkung ihrer wirtschaftlichen Resilienz. Für asiatische Staaten bietet er Zugang zu westlichen Märkten, ohne durch russisches oder iranisches Territorium zu müssen. Und für die USA ist er eine wirtschaftspolitische Plattform, um Infrastruktur, Standards und Unternehmen langfristig in einer sensiblen Weltregion zu verankern.

Insgesamt lässt sich sagen: Der Korridor ist wirtschaftlich heute noch ergänzend, aber sein Wert steigt mit jedem geopolitischen Bruch. Er ist nicht nur Infrastruktur, sondern Vorsorge gegen Unsicherheit – und damit eine Investition in die Handelswelt von morgen.

Fazit

Der geplante Wirtschafts-Korridor zwischen Aserbaidschan und Nachitschewan durch Armeniens Syunik-Region verändert das strategische Gleichgewicht im Südkaukasus grundlegend. Russland und Iran, lange Zeit bestimmende Akteure in der Region, werden faktisch ausmanövriert. Die Türkei und vor allem die USA gewinnen an Einfluss – mit wirtschaftlicher Präsenz, diplomatischer Reichweite und geopolitischem Hebel. Für die EU eröffnet sich eine neue Verbindung in den Osten, die nicht nur symbolisch, sondern auch infrastrukturell Unabhängigkeit von autoritären Regimen verspricht.

Wirtschaftlich ist der Korridor zwar derzeit noch ergänzend, doch seine Bedeutung nimmt mit jeder geopolitischen Krise zu. Als Teil des sogenannten Middle Corridor könnte er künftig eine tragende Rolle im Handel zwischen Asien und Europa spielen – nicht wegen seines momentanen Volumens, sondern wegen seines strategischen Potenzials. In einer Welt, in der Stabilität zur Ausnahme wird, sind neue Routen, neue Allianzen und neue Optionen wichtiger denn je.

Der Zangezur-Korridor ist damit weit mehr als ein Infrastrukturprojekt. Er ist Ausdruck einer Neuausrichtung der globalen Ordnung, in der alte Machtzentren an Einfluss verlieren – und neue Verbindungen entstehen, die den Weg in die Zukunft weisen.

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