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Anfang September habe ich mit dem Radl eine Deutschlanddurchquerung von Nord nach Süd gemacht - oder besser gesagt: versucht. Los ging es an der dänischen Grenze in Flensburg, das Ziel war die österreichische Grenze am Bodensee, und zwar so schnell wie möglich. Inspirieren lassen habe ich mich von Fritz Meinecke, der die Tour bereits in 2024 gemacht und dokumentiert hat (Youtube). Von den rund 1050 km bis nach Bregenz bin ich die ersten 600 km (reine Fahrzeit von 11-12 Stunden täglich und ein Schnitt von rund 20 km/h) geschafft, musste dann aber in Fulda Problemen an den Achillessehnen leider abbrechen. Tja, hätte ich meinen Körper vorher besser an die langen Distanzen gewöhnt, wäre es wohl einfacher gewesen…

Gallerie

Mein Rad kurz vor der Abreise nach Flensburg. Vorbau mit Lenkeraufsatz mit Aerobridge und Handyhalterung. Umsteigen in Hamburg. Die Zugfahrt verlief problemlos. Tag 1: Abfahrt in Flensburg am frühen morgen Sonnenaufgang über der Ostsee. Im Elbtunnel. Sonnenuntergang auf der anderen Seite der Elbe. Tag 2: Der Sonnenaufgang kündigt sich an. Habe super geschlafen. Tag 3: Die Schmerzen kicken rein, viele kurze Pausen. Das war eine der interessanteren.

Bikepacking & Rad-Setup

Ich bin mit meinem Gravelbike Cube Nuroad Pro FE im Bikepacking-Modus geradelt. Bikepacking unterscheidet sich vom traditionellen Radreisen mit Gepäck vor allem durch die Art der Ausrüstung: Statt großer Packtaschen am Gepäckträger nutzt man beim Bikepacking kompakte Taschen, die direkt am Rahmen, Lenker oder Sattel befestigt werden. Dadurch bleibt das Rad wendiger, leichter und auch für unbefestigte Wege geeignet. Entsprechend habe ich mein Gepäck in zwei Rahmentaschen sowie einem wasserdichten Sack auf dem Gepäckträger verstaut.

Um für die langen Tagesetappen eine weitere Sitz- und Griffposition zu haben, habe ich mir außerdem einen Triathlon-Lenkeraufsatz gekauft. Nach etwas Eingewöhnung habe ich die meiste Zeit in dieser Position verbracht.

Dank des Nabendynamos im Vorderrad konnte ich mit dem Stromwandler Cycle2Charge, der im Ahead-Steuersatz verbaut ist, sowie einem Pufferakku während der Fahrt mein Handy laden. Der Pufferakku ist wichtig, weil der Stromwandler erst ab ca. 12–13 km/h stabile 2 A liefert. Ladeunterbrechungen sind schlecht für Akkus, weshalb moderne Handys den Lademodus nach einer gewissen Zeit sonst komplett abbrechen. Als Pufferakku habe ich die Sunny Powerbank genutzt, da sie gleichzeitig geladen (durch den Nabendynamo) und entladen (durch das Handy) werden kann.

Mein Handy habe ich mit einer SP Connect Fahrradhalterung befestigt, die an einer selbst designten und 3D-gedruckten Aerobridge montiert war (ein entsprechender Post folgt). Zur Navigation kam Komoot zum Einsatz.

Gepäck

Ausrüstung

  • Lenkeraufsatz
  • Ersatzschlauch
  • Flickset
  • CYCLITE Oberrohrtasche 2.2 L
  • CYCLITE Rahmentasche 3.6 L
  • Ortlieb Sack
  • Handyhalterung
  • Luftpumpe
  • Multitool
  • Helm
  • Trinkrucksack + 2 L Wasserblase
  • Wasserflasche
  • Isolierband
  • Headset
  • Pufferakku
  • USB-Kabel

Übernachtung

Kleidung

  • Poncho
  • Radlerhose
  • Lange Leggins
  • Lange Unterhose
  • Regen-/Windjacke
  • Fahrradhandschuhe
  • Regenhose
  • Regenüberzug für Schuhe
  • GoreTex Trailrunningschuhe
  • 2x Unterhosen
  • 2x Socken
  • 2x Hemd
  • Schlafshirt + Shorts
  • Sonnenbrille

Sanitär

  • Handtuch
  • Zahncreme
  • Zahnbürste
  • Shampoo
  • Feuchttücher (biol. abbaubar)
  • 1x Tüte
  • Ibuprofen

Nächstes mal

Das würde ich nächstes mal mitnehmen:

Die Route

Im Grunde habe ich die Route von Fritz genutzt, unterwegs aber kleine Anpassungen vorgenommen. Diese sind auch in der unten angezeigten Karte berücksichtigt. Die Strecke ist größtenteils asphaltiert, häufig geht es auf Radwegen entlang der Bundesstraßen, jedoch nicht ausschließlich. Immer wieder gibt es auch Gravelpassagen, die die Tour deutlich abwechslungsreicher gemacht haben.

0. Tag: Anreise

Zugfahrt nach Flensburg mit dem ICE. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Papas Imbiss (das Gyros war sehr lecker) bin ich weiter zur dänischen Grenze geradelt, um dort einen Übernachtungsplatz zu finden. Zuvor hatte ich einige WarmShowers-Anfragen verschickt, aber leider ohne Erfolg. Nach einigem Hin und Her habe ich schließlich direkt an der Grenze auf einer frisch gemähten Wiese biwakiert, ungefähr hier. Der Spot war ziemlich gut, allerdings brachte die Nacht wenig Schlaf: Es war sehr kalt, ich hatte alles an, was ich dabeihatte, und trotzdem wurde mir nicht richtig warm. Dazu kam viel Tau, sodass es selbst im Biwaksack etwas feucht wurde.

1. Tag: 220 km

Abfahrt gegen 6:30 Uhr. Nach einem kurzen Foto am Grenzschild ging es los in Richtung Hamburg. Gegen 18:30 Uhr war ich am Elbtunnel. Danach bin ich noch bis ca. 21:30 Uhr weitergeradelt und habe bei km 220 einen schönen Schlafplatz an einer Bank unter ein paar Bäumen gefunden. Dort habe ich sehr gut geschlafen.

2. Tag: 235 km

Start wieder gegen 6:30 Uhr. An diesem Tag ging es durch Hannover. Die Stadtdurchquerung verlief deutlich schneller als in Hamburg, und große Teile führten durch Parks – sehr angenehm. Danach fuhr ich weiter, teils entlang der Leine, bis nach Göttingen, wo ich bei Verwandten übernachtet habe.

3. Tag: 150 km

Abfahrt bereits um 05:30 Uhr. Auf der Strecke gab es die ersten längeren Steigungen, und vermutlich dadurch begannen irgendwann meine Achillessehnen zu schmerzen. Etwa 50 km vor Fulda setzte Regen ein, aber mit meinem Regen-Setup (Poncho, Regenhose, Überschuhe) war ich sehr zufrieden und blieb trocken. In Fulda beschloss ich schließlich, nicht weiterzufahren – vor allem die linke Achillessehne war stark angeschwollen. Ich habe daher die Nacht im Hotel verbracht.

4. Tag: Abbruch und Rückreise

Wie erwartet waren die Achillessehnen am nächsten Morgen immer noch stark gereizt. Deshalb habe ich mich für einen Abbruch und die Heimreise nach Oberbayern entschieden.

Reflektion & was nun?

In den Tagen danach war ich zwar etwas geknickt, aber der Abbruch war die richtige Entscheidung. Konditionell war die Strecke kein Problem, doch mein Körper war an die Belastung einfach nicht gewöhnt. Gleichzeitig war es eine richtig harte, aber unglaublich coole Erfahrung. Besonders eindrücklich fand ich, wie stark man beim Radeln die geografischen Veränderungen wahrnimmt, wenn man das Land in dem Tempo Kilometer für Kilometer durchquert. Ob ich die Durchquerung as fast as I can noch einmal versuchen werde? Wahrscheinlich – aber dann mit besserer Vorbereitung 😉.

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