Was ist mit dem Diktat der Selbstverantwortung gemeint?
In diesem Beitrag der Blogreihe Chat with GPT geht es um den Ausdruck “Diktat der Selbstverantwortung” und darum, warum er in aktuellen Diskussionen rund um Psyche, Arbeit und Gesundheit immer häufiger auftaucht. ChatGPT erläutert, woher der Begriff stammt, wie er sich von sinnvoller Eigenverantwortung unterscheidet und was er über unsere heutige Gesellschaft verrät. Der Text lädt dazu ein, die verbreitete Vorstellung “Jede und jeder ist selbst schuld” kritisch zu hinterfragen, ohne Eigenverantwortung grundsätzlich infrage zu stellen.
Disclaimer
In meiner Blogreihe “Chat with GPT” stelle ich ChatGPT Fragen zu ganz unterschiedlichen Themen, von Weltpolitik bis zu Alltagsthemen, und veröffentliche die Antworten als kurze Zusammenfassungen. Die Inhalte entstehen auf Basis großer Datensätze und können Verzerrungen enthalten, zum Beispiel durch westliche Perspektiven. Trotz Ausrichtung auf Genauigkeit sind Fehler oder irreführende Aussagen möglich, für deren Richtigkeit ich keine Verantwortung übernehme. Bitte prüfe wichtige Fakten selbst mit vertrauenswürdigen Quellen, und melde dich gern mit Hinweisen oder Verbesserungsvorschlägen.
Antwort von ChatGPT
Woher stammt der Ausdruck?
Der Begriff ist in der deutschsprachigen Debatte vor allem durch den Psychotherapeuten Thorsten Padberg bekannt geworden. In einem Gespräch über ADHS, Depression und die Zunahme psychischer Diagnosen beschreibt er, dass Diagnosen auch eine entlastende Funktion haben können. Sie machen deutlich, dass nicht alles, was Menschen belastet, einfach eine Frage von Disziplin oder innerer Einstellung ist. Padberg spricht in diesem Zusammenhang davon, dass Diagnosen helfen können, sich dem Diktat der Selbstverantwortung zu entziehen. Gemeint ist damit die Erfahrung, dass viele Probleme heute sehr schnell als persönliche Aufgabe und persönliche Schuld gelesen werden.
Was mit dem Diktat der Selbstverantwortung gemeint ist
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Eigenverantwortung und Diktat. Eigenverantwortung meint, dass Menschen Handlungsspielräume haben, Entscheidungen treffen und für ihr Tun einstehen. Diese Idee ist zentral für Selbstbestimmung und Emanzipation.
Beim Diktat der Selbstverantwortung geht es dagegen um einen sozialen und kulturellen Druck. Die Botschaft lautet dann: Fast alles, was jemand erlebt, ist in erster Linie seine eigene Sache. Erfolg und Scheitern, Gesundheit und Krankheit, Stabilität und Überforderung werden vor allem individuell erklärt. Wer erfolgreich ist, gilt als fleißig, klug oder diszipliniert. Wer nicht mithält, hat sich nach dieser Logik nicht genug angestrengt oder falsch entschieden.
In der Arbeitswelt zeigt sich das etwa bei Arbeitslosigkeit oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Betroffene hören, sie müssten sich besser bewerben, flexibler sein, sich breiter aufstellen. Strukturelle Faktoren wie Konjunktur, regionale Unterschiede, Diskriminierung oder fehlende Kinderbetreuung treten in den Hintergrund. Aus gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wird ein individuelles Problem, das jede Person für sich selbst lösen soll.
Ein ähnlicher Mechanismus findet sich im Bereich der Gesundheit. Es gibt viele Angebote zu Ernährung, Schlaf, Achtsamkeit, Sport und Selbstorganisation. An sich ist es sinnvoll, wenn Menschen sich um ihre Gesundheit kümmern. Problematisch wird es, wenn Krankheit, Erschöpfung oder Burnout fast nur noch als Folge individueller Fehlentscheidungen gelten. Wer in dauerhaften Überlastungssituationen lebt, bekommt dann vor allem Hinweise zur Resilienz und zu Routinen, während Fragen nach Arbeitsdichte, Personalmangel oder unsicheren Verträgen weniger präsent sind.
Besonders deutlich wird die Kritik bei psychischen Erkrankungen. Padberg beschreibt, dass Diagnosen wie ADHS oder Depression früher oft als stigmatisierend empfunden wurden, heute aber teilweise auch gesucht werden, weil sie entlasten. Sie zeigen, dass es Störungen und Erkrankungen gibt, die sich nicht einfach mit Willenskraft, Produktivitätstricks oder ein paar Lifestyleänderungen beheben lassen. Das Diktat der Selbstverantwortung meint hier den Druck, sogar psychisches Leid so zu behandeln, als wäre es vollständig individuell steuerbar. Menschen fühlen sich dann nicht nur krank oder überfordert, sondern zusätzlich schuldig, weil sie glauben, es eigentlich allein in den Griff bekommen zu müssen.
Was das ĂĽber unsere heutige Gesellschaft aussagt
Das Konzept verweist auf grundlegende Tendenzen moderner, stark marktorientierter Gesellschaften. Seit den 1980er Jahren hat sich in vielen westlich geprägten Ländern ein Bild vom Menschen verbreitet, der als eigenverantwortlicher Akteur in einem Wettbewerb agiert. Erfolg wird stark individualisiert. Wer es schafft, gilt als Vorbild. Wer scheitert, hat Chancen nicht genutzt oder falsche Entscheidungen getroffen. Politische, ökonomische und institutionelle Rahmenbedingungen werden in dieser Perspektive eher ausgeblendet.
Gut erkennbar ist dieser Trend auch in der Kultur der Selbstoptimierung. Zahlreiche digitale Werkzeuge und Medienformate unterstützen und befeuern die Idee, dass sich das eigene Leben umfassend steuern und verbessern lässt. Schrittzähler, Schlaftracking und Produktivitätsapps liefern Kennzahlen, an denen man sich orientieren kann. In sozialen Medien dominiert häufig das Bild des kontrollierten, erfolgreichen und balancierten Lebens. Das schafft einerseits Motivation, andererseits auch hohen Druck. Zufall, Pech, Ungleichheit und strukturelle Hindernisse werden seltener mitgedacht. Wer nicht mithält, erlebt seine Situation leicht als persönliches Versagen.
Gesellschaftlich ist dieser starke Fokus auf Selbstverantwortung keineswegs zufällig. Wenn Probleme zu individuellen Aufgaben erklärt werden, sinkt der Druck, politisch oder institutionell zu reagieren. Fragen nach Verteilungsgerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Gesundheitssystemen oder Bildungspolitik treten zurück, wenn die Hauptbotschaft lautet, dass jede Person vor allem an sich selbst zu arbeiten hat. Begriffe wie Solidarität, soziale Absicherung oder gemeinsame Verantwortung verlieren an Gewicht. Unterstützung zu suchen oder auf strukturelle Probleme hinzuweisen, kann in einem solchen Klima schnell den Beigeschmack persönlicher Schwäche bekommen.
Damit entsteht ein Spannungsverhältnis. Einerseits betonen moderne Gesellschaften Autonomie und Selbstbestimmung. Andererseits wächst die Gefahr, dass Menschen mit komplexen oder chronischen Problemen sich doppelt belastet fühlen: durch ihre Lage und durch die unausgesprochene Erwartung, sie müssten sie im Grunde allein lösen.
Fazit
Das Diktat der Selbstverantwortung bezeichnet keine Absage an Eigenverantwortung, sondern die Zuspitzung eines an sich wichtigen Wertes. Eigenverantwortung bleibt eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Menschen ihr Leben aktiv gestalten können. Problematisch wird es erst, wenn sie so absolut gesetzt wird, dass kollektive, politische und strukturelle Dimensionen aus dem Blick geraten.
Eine ausgewogene Haltung nimmt beides ernst. Menschen tragen Verantwortung für ihr Handeln und ihre Entscheidungen, aber sie leben zugleich in Verhältnissen, die sie nicht frei wählen und nicht im Alleingang verändern können. Thorsten Padbergs Hinweis auf das Diktat der Selbstverantwortung macht sensibel dafür, wo aus einem sinnvollen Appell zur Selbstbestimmung ein überfordernder Druck wird. Ein konstruktiver Umgang mit dem Thema beginnt dort, wo gesellschaftliche und individuelle Verantwortung nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern gemeinsam betrachtet werden.
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